Ferienkurs FORSCHUNG Physik
Ferienkurs FORSCHUNG Physik
Physik ist cool? Dann geben die Ferienkurse mit Schwerpunkt Astronomie oder Laserphysik und Photonik einen Einblick in die universitäre Forschung und Lehre. Eine Vorlesung, Versuche in Kleingruppen und Kontakt zu Studierenden, Doktoranden und Mitarbeitenden lassen Raum für Fragen zum Studium oder zur aktuellen Forschung.
Die Ferienkurse sind alle so konzipiert, dass Ihr in Kleingruppen eigene Versuche durchführt. Dafür stehen umfangreiche Aufgabenlisten für die selbständige wissenschaftliche Arbeit zur Verfügung. Das Programm wird durch Physik-Vorlesungen oder zwangloses Beisammensein mit Studierenden, Doktoranden und Professoren abgerundet.
Archiv zum Ferienkurs Forschung
Bericht vom Ferienkurs Forschung an der Hamburger Sternwarte
Keine Angst vorm Schwarzen Loch
Schwarze Löcher, Dunkle Materie und das intergalaktische Medium sind ihnen vertraut, sie können ohne Spickzettel Dopplereffekt und Relativitätstheorie umreißen – und sie wollen noch tiefer in ferne Welten eintauchen: 40 interessierte Hamburger Schüler verschafften sich beim 35. Ferienkurs Forschung an der Hamburger Sternwarte Bergedorf einen Einblick in die Astrophysik. Die Mädchen und Jungen, die in der Oberstufe meist ein naturwissenschaftliches Profil gewählt haben, brachten jede Menge Vorwissen zu dem eintägigen Schnupperangebot mit.
„Astronomie ist mit Abstand das Spannendste, was ich mir vorstellen kann“, schwärmt Sabrina Czeke von der Julius-Leber-Gesamtschule in Hamburg-Schnelsen. Seit sie durch das Miniteleskop ihres Vaters in den Weltraum schauen durfte, ist sie fasziniert von den Raum- und Zeitmaßen, die sich Astronomen eröffnen. „Das sind Dimensionen, in denen wir sonst nicht denken.“ Wer der Abiturientin zuhört, glaubt, sie habe ihr Berufsziel gefunden. „Nein, eigentlich nicht“, widerspricht sie. Denn sie hat sich bei einem Bekannten informiert, wie das Studium abläuft. Nun hat sie großen Respekt vor dem Stoff. „Man muss wahnsinnig gut sein um durchzuhalten. Es ist richtig anspruchsvoll.“
Trotzdem gibt es da diese Verabredung mit ihrem Mitschüler Ole Gauß – der zwar noch keine Verwandtschaft mit dem großen deutschen Physiker ausmachen, sie aber auch nicht widerlegen konnte. „Ich interessiere mich eigentlich für Informatik, aber andererseits finden Sabrina und ich, wir sollten zusammen Physik studieren und in die Astronomie gehen“, erzählt er. Während Sabrina am Computer Simulationen von Sternen errechnet und mit realen Beobachtungen abgleicht, beschäftigen sich Ole und sein Freund Maximilian Rohrbach mit Gravitationslinsen.
„Schwerkraft bewirkt ja nicht nur, dass Dinge nach unten fallen. Im Weltall verbiegen massenreiche Galaxien den umgebenden Raum, so dass uns Objekte, die hinter ihnen liegen, verformt erscheinen, verzerrt oder vervielfacht. Das ist der Gravitationslinseneffekt“, erklärt Dr. Dieter Engels, der als Astronom an der Sternwarte Bergedorf unterrichtet und forscht. „Einsteins Allgemeine Relativitätstheorie“, kommentiert Ole. „Das war Einsteins Durchbruch“, hebt Engels hervor. „Er hat den Effekt vorhergesagt und 1919 bei einer Sonnenfinsternis zu überprüfen versucht. Richtig beobachten konnte er die Gravitation aber nicht. Dazu fehlten einfach die technischen Mittel.“
Quasare als leuchtende Ringe
Am Modell testen Ole und Maximilian die verschiedenen Reflexe: Eine gläserne Linse stellt die Galaxie dar, eine starke Lampe einen Quasar. Dreht man die Linse in verschiedene Positionen, lenkt sie das Licht so ab, dass der „Quasar“ nicht als ein leuchtender Punkt zu erkennen ist, sondern verdoppelt, verdreifacht oder vervierfacht wird oder als leuchtender Ring erscheint. Im Internet finden die Jungen schnell Bilder von Gravitationslinsen aufgenommen mit dem Hubble-Weltraumteleskop, die Einsteins These belegen. Anhand eines einfachen Programms simulieren sie, welche Konstellationen welche Art der Verzerrung ergeben. Schließlich geht’s ans Rechnen: Wie groß ist die Masse einer Galaxie, die das berühmte „Einsteinkreuz“ erzeugt – eine vervierfachte Darstellung eines Quasars? Die kompliziert wirkende Formel schreckt Ole und Maximilian ebenso wenig wie Maßeinheiten, mit denen Physiker hantieren: Bogenmaß, Parsec oder Sonnenmasse. „Die Aufgabe hätte auch in einer unserer Klausuren auftauchen können“, erklärt Maximilian. Tatsächlich präsentieren die beiden nach einer halben Stunde das korrekte Ergebnis.
„Über den Gravitationslinseneffekt können wir die Eigenschaften von Objekten herausfinden, die sehr weit von uns entfernt sind“, erläutert Engels die Beispielrechnung. „Und manche Objekte erkennen wir überhaupt erst deshalb, weil eine Linse ihr Licht bündelt oder vervielfacht.“ Er gehörte zu einer Beobachtergruppe, die in den letzten 20 Jahren mit einem in Hamburg entwickelten Schmidt-Teleskop in Spanien den Himmel über der Nordhalbkugel untersuchte. „Eigentlich waren wir auf der Suche nach Quasaren, aber wir haben auch Linsen und viele andere neue Objekte entdeckt“, erinnert er sich. „Die Gravitationslinsen einer der Forschungsschwerpunkte an der Hamburger Sternwarte.“
Naturphänomene, Mathe und Spaß = Astrophysik
Einen aktuellen Schwerpunkt lernte Sabrina Czeke mit der Simulation von Sternatmosphären kennen, Sascha Kaven und Florian Hanßen aus Bargteheide einen weiteren: Sie analysierten Farbspektren von Quasaren und konnten so Rückschlüsse auf Gase ziehen, die den Raum zwischen Galaxien ausfüllen – das Intergalaktische Medium. Insgesamt stellten die Lehrenden und Doktoranden ein Dutzend Themen vor, die Lust auf ein Physikstudium mit Schwerpunkt Astronomie machten. „Wer Interesse an der Beschreibung von Naturphänomenen hat und mit Mathematik umgehen kann, der ist richtig bei uns“, lud Prof. Dr. Jürgen Schmitt, Leiter der Sternwarte, die Schüler ein, ihr Wissen zu vertiefen. „Das Physikstudium ist zwar anspruchsvoll, aber es macht Spaß.“ Zudem erwarten beste Arbeitschancen die Absolventen der Bachelor‑, Master- und Lehramtsstudiengänge. „Die Arbeitslosigkeit bei Physikern liegt unter drei Prozent!“
Text: Maike Nicolai
Fotos: Thomas Raupach
Bastian Besner
Light & Schools
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